5. Entscheidung des Stadtrates und zeitlicher Ablauf
Der weitere Ablauf des Projekts ist klar strukturiert.
Stadtrat stellt Weichen für die Zukunft
Tunnel-Lösung in Senden wird Bahnübergang ersetzen
Der Stadtrat von Senden hat am Dienstagabend eine der weitreichendsten Entscheidungen in der bisherigen Stadtgeschichte getroffen. Einstimmig sprach sich das Gremium für eine Tunnellösung aus, die den Sendener Bahnübergang im Zuge des Ausbaus und der Elektrifizierung der Illertalbahn dauerhaft ersetzen soll.
Im Sitzungssaal präsentierte Volker Braun, Projektleiter der Deutschen Bahn, die Planungen. Zugeschaltet war zudem Professor Gerd Baldauf vom beauftragten Planungsbüro in Stuttgart. Vor Ort erläuterte Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie. Von allen geprüften Varianten erfüllt nur der Tunnel alle Voraussetzungen und Anforderungen – sowohl an den Individualverkehr als auch an den öffentlichen Nahverkehr.
Die Entscheidung fällt in eine Phase grundlegender Veränderungen: Die Illertalbahn wird elektrifiziert, teils zweigleisig ausgebaut und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ertüchtigt. Der Zugverkehr nimmt um rund 20 Prozent zu. Schon jetzt sorgt der Bahnübergang regelmäßig für Rückstaus. Künftig hätten sich die Schließzeiten in der Hauptverkehrszeit nahezu verdoppelt.
Die Lösung sei ein schwerer Weg und anspruchsvoll gewesen, mit so allerhand Herausforderungen, berichtet Braun. Der Tunnel wird rund 130 Meter lang, liegt sieben Meter unter Gleisoberkante und benötigt eine lichte Höhe von 4,90 Metern. Wegen des hohen Grundwasserspiegels ist eine aufwendige Grundwasserwanne erforderlich.
Der Tunnelmund auf Höhe des Zentralen Omnibusbahnhof erreicht die maximal zulässige Steigung von zwölf Prozent. Geplant ist Begegnungsverkehr für Gelenkbusse, Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Für Lkw über 7,5 Tonnen wird es Einschränkungen geben. Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge können jedoch den Tunnel befahren. Noch offen ist die endgültige Prüfung, ob auch die Drehleiter der Feuerwehr passieren kann.
Eine zusätzliche Herausforderung ist das Telekom-Gebäude am Landgrabenweg 15. Es muss erhalten bleiben, obwohl die Trasse dicht daran vorbeiführt.
Der Bau zieht eine Reihe flankierender Maßnahmen nach sich. So muss der Steg während der Arbeiten demontiert und nach Abschluss wiederaufgebaut werden – nur unter der ohnehin geplanten Vollsperrung machbar. Zur Sicherung angrenzender Gebäude ist ein erschütterungsarmes Bohrverfahren vorgesehen.
Die Barrierefreiheit bleibt ein wichtiger Bestandteil der Planung: Ein neuer Aufzug sowie eine Rampe vom Landgraben und der Steg sollen den Zugang gewährleisten. Zusätzlich gibt es zukünftig eine direkte Verbindung für Fußgänger und Radfahrer entlang der Gleise vom funkweg in den Stadtpark.
Der Straßentunnel wird derzeit auf 57 Millionen Euro veranschlagt, die Personenunterführung auf 5,5 Millionen Euro. Mit Planungskosten und Preissteigerungen summiert sich das Gesamtprojekt auf über 100 Millionen Euro – die teuerste Einzelmaßnahme im Rahmen des Illertalbahn-Ausbaus.
Finanziert wird nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz: 50 Prozent Bund, ein Drittel Bahn, ein Sechstel Land. Die Stadt Senden selbst trägt keine Baukosten.
So wird es weitergehen
Die Entwurfsplanung startet im Oktober 2025, eine Grundvereinbarung ist für 2026 vorgesehen. Das Planfeststellungsverfahren könnte 2028 beginnen, ein Beschluss um 2030 erfolgen. Baubeginn wäre frühestens 2032, die Inbetriebnahme Mitte 2033.
Inzwischen ist die technischen Machbarkeitsprüfungen zum Unterführungsbau durch die Deutsche Bahn abgeschlossen sein. Parallel dazu werden Detailuntersuchungen für verkehrsberuhigende Maßnahmen durchgeführt und die Kostensituation geklärt. Auf dieser Basis wird eine konkrete Zeitschiene für das Gesamtprojekt erstellt, die auch den Umbau des Bahnhofsumfelds umfasst. Im Sommer 2025 soll der Stadtrat über die Vorzugsvariante entscheiden. Diese Entscheidung wird in den weiteren Planungs- und Umsetzungsschritten der Deutschen Bahn berücksichtigt. Der Baubeginn für die Unterführung ist derzeit für das Jahr 2030 vorgesehen. Vorab wird die Stadt verkehrslenkende Maßnahmen umsetzen, während die Deutsche Bahn den erforderlichen Grunderwerb vorbereitet.
Mit der einstimmigen Zustimmung zum Tunnelbau fällt der Startschuss für eine Neugestaltung des Sendener Bahnhofs- und Stadtumfelds. Neben dem Tunnel rücken Fragen der ÖPNV-Anbindung, des Rad- und Fußverkehrs sowie der Stadtentwicklung in den Mittelpunkt.
„Das ist eine Jahrhundertentscheidung“, betonte Bürgermeisterin Schäfer-Rudolf. Auch im Stadtrat war man sich einig, dass die Lösung zwar teuer und komplex, aber zugleich ein Gewinn für Verkehrssicherheit, Mobilität und Stadtentwicklung sein wird.
